
Reseña tambièn en español!
Zum „WELTTAG DES JAZZ“ – Murakami und Jazz
Zur Begründung der Einführung eines Welt-Jazz-Tages 2011 führte die UNESCO aus: „…that jazz ist a means to develop and increase intercultural exchange and understanding between cultures for the purpose of mutual comprehension and tolerance“.
Vielleicht sollte die Welt mehr Jazz hören!?
Murakami ist ein weltbekannter Schriftsteller mit Millionen begeisterter Leser. Weniger bekannt ist, dass er 1974 in Tokyo den Jazz-Club „Peter Cat“ gegründet und bis 1982 geleitet hat. Während dieser Jahre begann er zu schreiben und die Schriftstellerei wurde zum „Hauptberuf“. Seiner Liebe zum Jazz blieb er jedoch treu. Auf Spotify gibt es die „Haruki Murakami´s Personal Jazz Play List“ mit 7867 Aufnahmen über rund 223 Stunden. Nun ist auch ein Buch von Murakami, in Kooperation mit dem Maler Makoto Wada erschienen, auf spanisch, mit dem Titel „Retratos de Jazz“ ( Jazz-Porträts).
Insgesamt werden 55 Musiker auf je zwei Seiten, begleitet mit einem von Wada gezeichneten Porträt, in einer sehr persönlichen Art vorgestellt. Und Murakamis Geschmack gibt die Richtung vor. Wie er im Nachwort ausführt: „Einige fehlen, wie Keith Jarrett oder John Coltrane, aber…, glaubt mir, das spricht sehr zugunsten dieses Buches“.
Auch andere Jazz-Größen fehlen (leider) wie Sarah Vaughan, Roland Kirk, Sidney Bechet oder Art Tatum, manche finden (dankenswerterweise) keine
Erwähnung, beispielsweise Albert Ayler. Aber die Geschmäcker sind nun mal, und im Jazz ih hohem Maße, verschieden, und das ist ja auch gut so, das macht den Jazz wesentlich mit aus.
Manchmal verliert er sich auch in der Beschreibung, so wenn er über Charlie „Bird“ Parker schreiben will, und sich dann aber mehr über dessen. Schlagzeuger Buddy Rich auslässt…
In der Beschreibung bricht auch immer wieder der Schriftsteller durch. So in Charakterisierung des in seiner Drogenabhängigkeit vereinsamten Dexter Gordon, der „in seinen letzten Lebensjahren…den Schatten seiner eigenen Einsamkeit auf seine Füße geworfen hat“.
Abgerundet wird die jeweilige Charakterisierung durch eine sehr spezifische Empfehlung einer herausragenden Einspielung des Musikers.
Auch für Jazz-Liebhaber, zumindest erging es mir so, ist der eine oder andere Name unter den Porträtierten, den man noch nicht kannte und dessen Entdeckung lohnt. So waren mir beispielsweise June Christy oder Shelly Manne kein Begriff.
Und mit der Spotify-Liste habe ich schon begonnen…
Meine Anfrage bei seinem deutschen Verlag Dumont, ob auch eine deutsche Übersetzung geplant sei, selbst auf Italienisch und katalanisch liegt dieses Buch vor, blieb leider unbeantwortet. Bleibt zu hoffen, dass dieses interessante Buch für Jazzliebhaber auch bald auf deutsch erscheint.
Haruki Murakami/Makoto Wada: Retratos de Jazz
Tusquets, 2025
ISBN 978-84-1107-595-4